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20/06/2011 / jasminhamadeh

Oma Anne kann SMS schreiben…

je mehr ich darüber nachdenke… um so weniger gefällt mir der Gedanken, unsere „Teilnehmer“ Medienkompetenz zu lehren. Egal ob Schüler, Studierende, Arbeitnehmer, Senioren etc.

Oma Anne kann SMS schreiben, weil sie ihre Kinder und Enkelkinder auch unterwegs erreichen will. Onkel Willi kann sich an Fachforen beteiligen, weil er zu Oldtimerfragen Austausch sucht, Gabi weiß, wie man Fotos über Internet-Galerien verschicken kann, um ihren Auftraggebern Bilder zur Auswahl zeigen zu können, Brigitte und Tom skypen miteinander, weil einer in London und eine in Hamburg ist… All das hat keinen Kurs gebraucht – nur eine relevante Fragestellung der Nutzer.

Die Kompetenz, das ein oder andere Medium / Tool etc. zu nutzen ist die Lösung für ein bestehendes Problem (im weitesten Sinne). Und deshalb „lernt sich das“ ganz schnell. Von selbst. In dem Kontext, in dem es für sie relevant ist. Nicht im trocken-Schwimmen vorab.

Also ich kann seit OpCo 11 Bloggen und Twittern, Kurzadressen für URLs erstellen, Etherpads nutzen und mit meinem Handy ins Internet. Alles in den letzten Wochen gelernt… Weil ich es hier – für den Austausch mit euch – brauchen kann.

Und wenn unsere Teilnehmer die eine oder andere Art der Mediennutzung in keinem Kontext selbst lernen – dann wird es ein sehr mühsames, wenig nachhaltiges Unterfangen, sie darin zu schulen. Und vielleicht ist es dann einfach nicht relevant für sie? Schließlich sind die Medien (in der Regel) Mittel und nicht Ziel oder Inhalt.

Oder?

Jasmin (wieder da und streitbereit ;-))

P.S: Ein anderes Blatt ist die Schulung der Lehrenden – denn:
„Lernen kann jeder (der will) – aber lehren? Das nicht!“  – dazu später mehr…

10 Kommentare

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  1. hosi1709 / Jun 20 2011 16:50

    Suuper, genau das ist es: Ich störe mich an „Konzert der Volksmusik“, frage mich, ob Ältere von Jüngeren lernen wollen und denke über bessere Angebote nach. Dabei ist gerade das WOLLEN das Problem. Wenn ich für eine Sache keinen Nutzen sehe kann (werde) ich diese auch nicht lernen. Dieses Problem mit den Älteren, die diese modernen Medien nicht nutzen, lässt sich nicht durch noch so tolle Angebote lösen. Es gibt nur einen Weg: Die Älteren MÜSSEN WOLLEN.

    Die Angebote sollten trotzdem bereitgehalten werden. Dann aber möglichst an ein konkretes Problem oder eine aktuelle Frage gekoppelt, damit eben dieses Ziel „Medienkompetenz“ auch erreicht wird.

  2. Jörg Bernstein / Jun 20 2011 18:17

    Hallo Jasmin,

    komme auch zu dem Schluss, dass man Medienkompetenz nicht lehren kann. Aber bestimmt sollten den Lernenden doch die Möglichkeiten der Mediennutzung im Sinne eines Angebotes aufgezeigt werden. Wie sie diese Angebote dann nutzen liegt dann bei Ihnen. Vorraussetzung ist natürlich, das der Lehrende über die entsprechenden Kenntnisse verfügt, was nicht bedeuten soll, dass er überall voraus ist, sondern durchaus u.U. von seinen Lernern seinerseits lernt (passiert mir jedenfalls regelmäßig ;)). Der von dir beschriebene persönliche Lernstil deckt sich sehr mit meinem eigenen Erwerb von Kenntnissen rund um die Computernutzung. Wenn ich zurückschaue, hab ich wohl noch nie ein formales Seminar besucht sondern eigne mir das Wissen und Können stets aufgaben-und problemorientiert an. Aus meiner Tätigkeit in der Lehrerweiterbildung weiß ich aber auch, das dieses Vorgehen vielen Kollegen nicht liegt und sie doch eher eine kleinschrittige Vermittlung und Begleitung wünschen. Auch hierauf sollte man achten, wenn man an die Schulung der Lehrenden denkt.

    Beste Grüße sendet Jörg

  3. H.-G. Renkewitz / Jun 20 2011 18:27

    Kann man überhaupt etwas Lehren? Oder heißt Lehren eigentlich, den anderen beim Lernen helfen?

    „Good teachers never teach anything. What they do is create the conditions under which learning takes place.“ – (Samuel Ichiye Hayakawa)

    • Claudia Bremer / Jun 21 2011 22:10

      Das gefällt mir 😉 Es gibt den Begriff „Ermöglichungsdidaktik“ ! 😉

  4. apanat / Jun 20 2011 20:57

    Ich habe da andere Erfahrungen.
    Meine Senioren lernen nicht alles, was sie möchten, weil nicht genügend Helfer genügend Zeit haben. ich als Schwerhöriger mag kein Handy. Allerlei Technikschnack liegt mir gar nicht, ich würde es aber lernen, wenn mir es jemand im Kontext beibringen würde.
    Als Wikipedianer würde ich behaupten, dass mancher Wikipedianer auch keine Wikipediakompetenz hat, obwohl er sie gern hätte. Verglichen mit mir gut bekannten Wikipedianern habe ich auch nach Jahren noch keine.
    Aber natürlich ist auch viel von dem, was du sagst, richtig.

  5. frawadi / Jun 20 2011 21:06

    Die Antenne an der Fernsteuerung des Rennautos meiner Tochter abgebrochen – so etwas muss sich doch löten lassen, denke ich mir. Vom Löten habe ich zwar keine Ahnung, aber einen Lötkolben habe ich irgendwann wohl mal beim freundlichen Discounter erworben. Anleitung seinerzeit nicht kapiert, war nur Text – Ergebnis niederschmetternd.
    Mittlerweile finde ich für solche Sachen die besten Tutorials auf Youtube – und hätte das passende wohl auch schon im Fernsehen gefunden, wenn ich regelmäßig „Wissen macht Ahh“ schauen würde:

    Habe es verstanden, zumindest schon mal in der Theorie. Die Übung fehlt noch ein wenig und das Ergebnis ist so lala und ein Klebeband verstärkt nun zusätzlich, aber das Auto fährt immerhin wieder.

    Tja und vorletzte Woche war da noch die Suche nach dem idealen Ort für den Nistkasten. Ich hätte voll daeben gegriffen und falls ein Vogelpärchen so blöd gewesen wäre, am Platz an der Sonne einzuziehen, wären die Eier wohl durchgekocht worden. Ein bisschen gegooglet und so etwas über die richtige Ausrichtung und einen optimalen Platz erfahren. Schon am nächten Tag zogen zwei Kohlmeisen ein – obwohl laut Google die Nistzeit eigentlich schon im April hätte sein müssen…

    Also Jasmin, wenn ich Deinen Beitrag so lese – genauso ist es und genauso lerne ich.

    Viele Grüße
    Frank Waldschmidt-Dietz

  6. Anntheres / Jun 20 2011 21:40

    Ich erlebe es täglich, wie schwierig es sein kann, Wissen zu vermitteln, wenn der Lernende nicht dazu bereit ist. Der erste Anstoß kommt oft von außen:
    Freunde aus dem Urlaub fragen nach der Mailadresse, wollen Bilder schicken…
    Entsetzen… Wieee, Ihr habt keine Mailadresse?? Dann kommt man ins Grübeln…
    Mit Freunden und Bekannten über Skype kommunizieren setzt sich nach und nach auch als sinnvoll
    in den Köpfen fest. Wer kennt wen und Yappy trauen sich die einen oder anderen, Facebook erst wenige…
    Da sind die Jüngeren aktiver – dafür sind die Älteren gerne kreativ… Bilder bearbeiten, Collagen erstellen,
    Fotobuch bearbeiten, aus Bildern Videos basteln…Videos aufnehmen und bearbeiten…
    Bloggen ist noch sehr fremd. Der Blog der Einrichtung wird regelmäßig gelesen – aber selber machen??
    Oh, das ist mir dann doch zu viel… Was soll ich denn da reinschreiben…
    Einer meiner Schüler hat sich an WordPress getraut – aber er hat ein Thema: Umweltschutz.
    Fachlich ist er fit – aber einen Artikel in den Blog setzen, nachdem er ihn bereits entworfen hat –
    ist regelmäßig ein Drama… Dann hat er wieder einzelne Arbeitsschritte vergessen, trotz
    schriftlicher Anleitung und eigenen Aufzeichnungen… Naja, das könnte natürlich jüngeren auch
    passieren… Trotzdem merke ich, mit fortschreitendem Wissen wird sich auch mehr untereinander
    ausgetauscht – man redet über Skype und probiert neues. Einer schaut vom anderen ab.
    Wer vorher schon kreativ war, ist es auch weiterhin – heute wurde ein Superkalender – selbsterstellt –
    bestaunt. CEWE sei Dank! Und man erntet natürlich auch Anerkennung seiner Umgebung.
    Oder – wie in einem Fall – verdreht die Tochter die Augen und sagt: Das Wort „Fotobuch“ will ich dieses
    Wochenende nicht mehr hören….;-))

    Soviel aus der Lernpraxis mit Senioren!

    Anntheres

  7. Claudia Bremer / Jun 20 2011 22:41

    Hi, ich glaube schon, dass wir im Kontext der Lehrerbildung einen Bildungsauftrag haben, denn die kommen ja an die Universität um Lehramt zu studieren und ich glaube, ebenso, wie sie Methodenkompetenzen hier erwerben sind Medienkompetenzen wichtig, dass sie sollen ja später damit kompetent umgehen können, d.h. die Kinder und Jugendliche in der Mediennutzung begleiten können. Wenn da jetzt gar keine Handlungssicherheit besteht, d.h,. sie sich absolut überfordert fühlen, auch nichts über Jugendmedienschutz usw. wissen, dann glaube ich, können sie diesen Aufgaben als LehrerIn ggf nicht gerecht werden. Bei der Medienkompetenz geht es ja nicht nur um die Nutzung von Geräten. Es geht auch um Zusammenhänge: wer hat Medienmacht, wie werden Medien gemacht, welche juristischen Aspekte sind bei der Mediennutzung wichtig, wie kann ich altersgerechte Mediennutzung und -angebote gestalten, wie nutzen Kinder und Jugendliche eigentlich Medien in welchen Altergruppen usw.. Ich finde den Begriff der Mediennutzung oben da etwas kurz gegriffen, auf die Nutzung von Geräten, Programmen reduziert. Für mich ist der Begriff viel umfassender und steht als Ergänzung zu Methodenkompetenz – zumindest bei Lehrenden. Ich spreche hier nicht von der Medienkompetenz die jede/r so hat/braucht, sondern die von Lehrenden. Wenn auch die es dann anhand von Anlässen wie oben beschrieben lernen, einen eigenen Nutzen erfahren usw., dann umso besser, das ist ja dann eher eine Frage, welche Szenarien entwickele ich für den Kompetenzerwerb.

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